Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt schreibe, aber: Ich hasse es, so viel Freizeit zu haben. Ich weiß auch nicht, was im Moment los ist. Jahrelang habe ich mich auf diese Zeit nach dem Abi gefreut, auf Monatelanges nichtstun - und jetzt langweile ich mich zu Tode. Das hat viele Gründe: Mein Freund muss arbeiten, mit den Freunden gabs und gibts nur Stress, niemand hat Zeit. Sprich: Ich hocke den lieben, langen Tag alleine herum. Da wird man schon mal ein wenig depressiv. Und träge. Ich könnte so viel nützliche Dinge tun. Hab ich mir auch vorgenommen. Hm. Denkste. Ich kann mich zu nichts wirklich aufraffen. Sinnlos herumsitzen und den Tag verschwenden macht wiederrum aber auch wieder depressiv. Also: Was tun? Berlin war eine willkommene Abwechslung. Leider bin ich allzuschnell wieder in den selben Trott wie vorher verfallen. Das Wetter geht mir auf den Senkel. Ehrlich. Ich hab keine Lust mehr auf Sommer. Was soll ich draußen schon alleine treiben in der Hitze? Unser Garten ist groß genug, ja. Aber den ganzen Tag in der Sonne brutzeln will ich ja auch nicht. Allein ins Schwimmbad? Nee. Da gefällt mir Regenwetter schon besser. Ich kann nützliche Dinge zuhause tun: Schreiben, mit einem Buch auf dem Sofa lümmeln, Filme sehen, aufäumen, mein Englisch verbessern... und so weiter. Und wenn ich raus gehe, kann ich meine neuen, tollen Herbstklamotten ausführen. Ich muss verrückt sein, aber ich erwische mich in letzter Zeit tatsächlich immer wieder dabei, wie ich mir Sauwetter wünsche.
Tja. Die nächsten drei Tage steht erstmal der liebe Nebenjob auf dem Programm. Meine Lust? Gleich null. Eigentlich sollte ich mich freuen, so muss ich zumindest nicht herumsitzen - aber nein. Ich hasse den Job. Sind die Spritpreise zu hoch, kommt kaum einer - schon gar nicht nach 19 Uhr. Ich lebe noch in einer Kleinstadt, müsst ihr wissen. Hier werden spätestens um 20 Uhr die Gehsteige hochgeklappt. Am Wochenende kann man auf der angrenzenden Bundesstraße tanzen - um 3 Uhr nachts. Nix los. Hab ich auch schon ausprobiert. Man tut ja alles, um ein wenig Action zu bekommen. Aber ich schweife ab. Wenn also niemand tanken will, wird der Boden gefegt, gewischt und die Regale geputzt. Immer ein anderes. Und doch immer das Selbe. Ist man damit fertig, gibt es nichts mehr zu tun, außer ab und an einen Kunden zu bedienen. Man kann sich noch nicht einmal hinsetzen. Was tut man also, als auf die Uhr zu starren? Und endlose Minuten zu zählen. Ganz schön viele, bei zwei Stunden, die noch übrig sind. Was ich noch mehr hasse, als alleine zuhause zu sitzen und aus langeweile 50x in einer Stunde Facebook zu aktualisieren? Irgendwo festzusitzen und weniger als nichts zu tun zu haben. Wenn ich arbeite, will ich richtig arbeiten. Ich will beschäftigt sein. Nicht auf die Uhr sehen müssen. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich hasse es.
Aus lauter Verzweiflung ist es natürlich einfach, sich ein wenig in Selbstmitleid zu suhlen. Wer bin ich, was hab ich? Warum ist mein Leben so verdammt langweilig? Naja. Wer wünscht sich nicht ab und zu ein Leben wie im Film? Ereignisreich. Selbst wenn es sich um negative Erfahrungen handelt, so sind es zumindest welche. Ich hatte zum Beispiel mal einen besten Freund. Vor zwei Jahren. Es war nicht sehr einfach mit ihm. Letztendlich haben wir uns... nicht direkt zerstritten, aber er hat nicht mehr mit mir geredet. Ich hab damals oft gelitten, aber im nachhinein war es besser, als diese tödliche Langeweile. Versteht ihr was ich meine? Es gibt nichts schlimmeres, als
nichts zu fühlen. Stillstand bringt den Menschen um. Genauso wie Einsamkeit.
Ich bin ein Mensch, der oft und viel über das Leben nachdenkt. Und der irgendwie einfach nur glücklich sein will. Ich bewundere viele andere Blogger, die ein so tolles Leben zu haben scheinen. Die sich selbst gefunden haben und einfach... leben.
Es ist nicht so einfach, sich selbst zu akzeptieren und einfach zu leben. Manchmal ist es einfacher und schöner, sich in Traumwelten zu flüchten. Aber glücklich macht das auf Dauer auch nicht.
Ich für meinen Teil arbeite daran. Ich versuche mir jeden Tag sinnvolle Beschäftigungen zu suchen, Inspirationen - und ich versuche jeden Tag zu genießen. Weil am Ende doch jeder Tag zählt. Die Zeit auf der Welt ist begrenzt. Was soll man also tun, außer leben? Das ist man doch allein denjenigen schuldig, deren Leben viel zu früh zu Ende gegangen ist. Meine Mutter ist nur 53 geworden. Daran denke ich jeden Tag. Und ich versuche meinen eigenen Sinn zu finden. Mein eigenes Bild von mir selbst. Mich und das Leben, das ich mir wünsche. Nun, die Suche dauert nun schon ziemlich lange. In der Schule habe ich mich nie wohl in meiner Rolle gefühlt, war nie zufrieden. Seit dem ist auch vieles schief gelaufen...
Letztendlich muss jeder seinen eigenen Sinn finden. Fest steht aber, das man keine Minute, keine Sekunde verschwenden sollte. Man solle es zumindest versuchen. Auch ich.
Man sollte nie aufhören zu träumen. Man sollte alles tun, um sich diese Träume zu erfüllen. Wozu leben wir sonst? Um zu überleben? Wo bleibt da der Sinn? Stattdessen sollte man sich jeden Tag an den wichtigen Kleinigkeiten erfreuen, die das Leben lebenswert machen und nebenbei immer ein viel größeres Ziel verfolgen...
Das sind die Dinge, die ich mir immer wieder sage, um mich anzutreiben. Genau das fällt mir in letzter Zeit unheimlich schwer. Manchmal ist es nicht so einfach, alleine aus einem solchen Loch wieder herauszukommen, aber es schadet nicht, es zu versuchen. Man darf nur nie azufgeben...